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Max Gross - Das vergessene Schtetl


 

 

Bibliografische Daten

 

 

  • Verlag: Katapult Verlag
  • ET: 04. Oktober 2024
  • Seiten: 400
  • Format: Hardcover
  • ISBN: 978-3-948923-88-4
  • Reihe: --
  • Band: --
  • gelesen: 11/24

Meine Meinung:

Kreskol ist ein verschlafenes, kleines jüdisches Städtchen mitten im polnischen Wald. Jahrzehntelang blieb alles unverändert. Kein Strom, kein fließendes Wasser, kein Internet. Vergessen vom Rest der Welt. Als ein Ehestreit dazu führt, dass Pescha Lindauer die Stadt verlässt und kurz darauf auch ihr Ehemann verschwindet, wird Jankel Lewinkopf, ein Außenseiter, damit beauftragt, sie zu suchen. Er macht sich auf den Weg und landet plötzlich mitten in der modernen Welt. Diese glaubt ihm natürlich nicht, dass es ein polnisches Städtchen gibt, dass von allem Bösen verschont wurde. Und so wird Jankel in die psychiatrische Klinik eingewiesen, bis ihm dort endlich Glauben geschenkt wird. Die Wahrheit kommt ans Licht und schickt Kreskol sofort ins 21. Jahrhundert. Samt der Geschichte über Holocaust, Krieg und Verbrechen.

 

Bevor ich anfing, das Buch zu lesen, habe ich mir ernsthaft vorgestellt, wie es wohl sein kann, dass man eine ganze Stadt einfach vergisst. Als wäre sie von der Landkarte gelöscht und eingestampft worden. Der Autor hat sich hierfür jedoch eine sehr gute Lösung einfallen lassen und ich muss mir eingestehen, dass es so vielleicht auch wirklich hätte passieren können.

 

Kreskol ist eine kleine Stadt, nur bewohnt von jüdischen Mitbürgern. Sie leben ihr Leben wie im 18. Jahrhundert. Es gibt keine befestigten Straßen, keinen Strom, kein fließendes Wasser, geschweige denn Fernseher, Handy oder Internet. 

Das Städtchen versorgt sich selbst über ihre Bauern und Handwerker und falls mal etwas von außerhalb benötigt wird, gibt es die Roma, die seit jeher mit ihren pferdegezogenen Holzwägen den Weg nach Kreskol finden. Diese sind jedoch froh, wenn sie etwas verkaufen können und sind auch gleich wieder weg. Da man sich eh nur über weniges unterhalten kann (aufgrund der Sprachbarriere), macht sich keiner Gedanken über den anderen.

 

Als es zu einem Ehestreit kommt und Pescha Lindauer die Stadt in einer Nacht- und Nebelaktion verlässt, folgt ihr ihr verärgerter Ehemann und verschwindet ebenfalls. Für die Einwohner von Kreskol ist dies ein No-Go und so schicken sie Jankel Lewinkopf, der eh ein Außenseiter ist und sein Verlust verschmerzt werden kann, sie zu suchen. 

Jankel tut dies und findet sich plötzlich in einer Welt wieder, die er so nicht kennt.


Sich bewegende Eisenkarren, bewegte Bilder in einem Rahmen, kleine Kästchen, in die man reinsprechen kann und vor allem ist alles laut, schnell und bunt. 

 

Es ist unvorstellbar, was Jankel wohl alles mitmachen muss. Aber er nimmt es erstaunlich gelassen hin. Auch, als er in eine Klinik eingewiesen und für verrückt erklärt wird. Im Gegenteil, er ist es, der alle anderen als verrückt hinstellt, weil er einfach nicht glauben kann, was er erzählt bekommt. 

 

In dem Buch geht es darum, wie Kreskol plötzlich in den Mittelpunkt des Weltinteresses tritt. Es kommt zu weitreichenden Veränderungen, nicht nur im Stadtbild, sondern auch bei den Einwohnern. Dies wird in einem Strang des Buches erzählt.


Der zweite Strang handelt von Jankel und Pescha, die nun ein Leben außerhalb von Kreskol führen müssen. Es wird erzählt, wie sie es schaffen, sich zurechtzufinden, ein neues Leben aufzubauen und mit der Vergangenheit abzuschließen. 

 

Dieses "Was-wäre-wenn" wird so schön ausgeschmückt und die ganzen Charaktere, die die Geschichte zu etwas Besonderem machen, tragen dazu bei, dass man fast glauben könnte, dass dies alles so geschehen ist. Man will das kleine Kreskol wieder aus der Fame-Zone rausbringen, so dass alle ihre Ruhe haben und ihr gewohntes Leben vor den 15-Minuten-Ruhm wieder aufnehmen können. 

 

Aber es kommt alles anders, als gedacht und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Alles ist herrlich überzogen, unrealistisch und doch wieder voller Logik und Wahrheit. Der Autor hat es geschafft, ein Bild zu kreieren, welches man sich realistisch vorstellen kann. Auch der angenehme Schreibstil führt dazu, dass man förmlich durch die Geschichte fliegt. 

 

Meggies Fussnote:

Ein kleines Städtchen kommt groß raus.

 

* * * * 


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