Nadja und ich hatten letztes Jahr 10jähriges. Seit eben dieser Zeit begleite ich Nadja bei ihren Büchern, ihren Aktionen und natürlich haben wir uns auch privat schon näher kennengelernt. Deshalb ist es mir auch ein besonders Anliegen, dass auch Ihr Nadja etwas näher kennenlernt. Vor knapp 8 Jahren habe ich Nadja schon einmal interviewt und deswegen wird es Zeit für neue Fakten und Infos.
Am 18.02.2024 erschien der zweite Teil von "The Butterfly Tales" mit dem schönen Namen "Jaelyn" - ein Schmetterlingsmärchen der besonderen Art. Grund genug, mal nachzufragen. Über dies und das, über das Schreiben, das Lesen, über Macken und Talente.
Meggies Fussnoten (MF):
Wir kennen uns jetzt schon sehr lange und bislang war jedes Buch von dir ein Genuss für mich. Nun geht es im Februar weiter mit deinen „Butterfly Tales". Vor allem das Setting ist ja schon traumhaft: Neufundland. Ein Land, in dem ich mich buchtechnisch und auch im realen Leben noch nicht aufgehalten habe. Was macht den Reiz des Landes aus? Und warum hast du es für dein neues Buch gewählt?
Nadja:
Ich danke dir sehr für dein wunderbares Lob und deine anhaltende Unterstützung. Seit 2013 begleitest du mich nun auf meinem Weg als Autorin. Das ist nicht selbstverständlich und kommt selten vor, glaube ich. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass du der Veröffentlichung vom zweiten Schmetterlingsmärchen ebenso entgegenfieberst wie ich.
Es stimmt: „The Butterfly Tales 2“ spielt in Neufundland. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Insel der heimliche Star des Buches ist. Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Einzigartigkeit der Insel in der Geschichte zu vermitteln, sodass du den Reiz des Landes selbst erkennen wirst. Neufundland ist abwechslungsreich, ursprünglich, abenteuerlich, steht für Freiheit und ist schlicht atemberaubend schön. Für mich hat Neufundland eine zusätzliche, eine besondere Bedeutung, und ich denke, die Insel hat mich und mein Buch ausgewählt und nicht ich sie. Es ist eine lange Geschichte, wie ich überhaupt auf dieses Fleckchen Erde kam. 2021 war ich an einem Punkt in meinem Leben, wo es weder vor noch zurück ging. Es fühlte sich an, als würde die Zeit stillstehen. Ein ganz furchtbares Gefühl! Ich dachte: Ich muss etwas ändern. Jedoch wusste ich nicht, wie. Über Umwege kam mir die Idee, eine Reise zu machen. Ein schwieriges Unterfangen bei meiner Angststörung, die ich seit 2015 habe und die es mir seitdem nicht möglich gemacht hatte, lange und weite Reisen zu unternehmen. Es stand also fest, dass ich verreisen und mich meiner Angst stellen würde. Die Frage war nur: Wohin soll’s gehen? Ich wusste lediglich, wenn ich mich dazu durchringe, dann muss es ein besonderer Ort sein, auf den man nicht so leicht kommt. Wieder über Umwege kam ich auf Neufundland. Es war ein großes Abenteuer und eine noch größere Herausforderung für mich. Da ich mich vor dem Abflug natürlich bereits mit der Insel beschäftigt hatte, wusste ich schon, dass mein zweites Schmetterlingsmärchen dort spielen soll. Ich hatte ja längst gewisse Ideen für die Geschichte. Bloß der Handlungsort hatte bis dato gefehlt. Als ich schließlich vor Ort war, begegneten mir hier und dort Schmetterlinge: als Deko an einem Gartenzaun, als Schmierereien auf Felsen entlang des Highways, als grüne Blätter auf dem Waldboden. Das war für mich Bestätigung genug, dass Neufundland der perfekte Ort ist für mein neues Buch. „The Butterfly Tales“ und Neufundland passen wie die Faust aufs Auge: Beide sind einzig- und andersartig, rau, bewegend und bieten Abwechslung zur überlaufenden Touristenhochburg bzw. zum 0815-Lesestoff. ;-)
MF:
Ich durfte Dein neues Buch ja schon lesen und kann nur bestätigen, was dieses Land so reizvoll macht. Den Lesern kann ich versprechen, dass man wirklich tolles Kopfkino hat, wenn man die Beschreibungen von Neufundland liest. Aber es sind ja ja schon einige Bücher von dir erschienen. Hast Du eigentlich ein Lieblingswort? Oder sogar einen Satz?
Nadja:
Ein Lieblingswort im Sinne von: Welches Wort verwende ich am häufigsten? ☺ Da gibt’s so einige, allerdings bin ich inzwischen für derlei Dinge sensibilisiert und gebe mir Mühe, auf sie zu verzichten bzw. für Abwechslung zu sorgen. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht doch zu Wiederholungen und Füllwörtern kommt. Ich bin perfektionistisch veranlagt, was nicht bedeutet, dass ich perfekt bin. Daher lynche mich bitte nicht, sollte mir etwas durch die Lappen gehen. ;-) Ein Lieblingssatz fällt mir auf Anhieb nicht ein, dafür ein Lieblingsgedicht. Für eine meiner Kurzgeschichten habe ich das Gedicht geschrieben „Der Herr der Bücher“. Ich finde, das ist mir ziemlich gut gelungen – ohne mich selbst zu loben. Hihi.
MF:
Ich habe auch kein Lieblingswort. Aber einen Lieblingsanfangssatz aus "Tintenherz" von Cornelia Funke: "Es fiel Regen in jener Nacht, feiner wispernder Regen." Da habe ich schon Gänsehaut. Übrigens eine Macke von mir. Der erste Satz eines Buches. Wenn mich dieser berührt, weiß ich, das Buch wird gut. Hast du ein verstecktes Talent? Etwas, das andere nicht können?
Nadja:
Hui, ich glaube, derart einmalig bin ich nicht. Hihi. Ich kann jedoch mit drei Bällen jonglieren und eine Packung Toffifee mit 48 Stück in der Zeitspanne eines Blinzelns aufessen. Zählt das irgendwie? ☺
MF:
Auf alle Fälle. Und lesen gehört bestimmt auch zu Deinen Talenten. Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch? Und gibt es ein Buch - außer deinen natürlich -, das jeder gelesen haben sollte?
Nadja:
Aktuell lese ich zwei verschiedene Bücher: „Gefühle verstehen, Probleme bewältigen“ – ein Ratgeber von Dr. Doris Wolf und Dr. Rolf Merkle – und „Face Your Destiny“ von Yvonne Mitzel aus dem Lycrow Verlag. Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte … mhm … das ist schwierig … Ich denke, als Fantasy-Fan sollte man definitiv „Der Herr der Ringe“ gelesen haben und auch die „His Fair Assassin“-Reihe von Robin LaFevers.
MF:
Bei "Der Herr der Ringe" stimme ich dir zu, die andere Reihe kenne ich nicht, aber werde mich mal definitiv mit beschäftigen. Aus deiner „Jägerin“-Reihe und natürlich aus „Die Tagebücher des Michael Iain Ryan“ kennen wir Pater Michael. Mal angenommen es gäbe einen Film. Wer würde als Schauspieler für Michaels Rolle perfekt sein?
Nadja:
Ich habe das bisher kaum jemandem erzählt, nur ein paar wenigen Leuten intern. Aber vielleicht ist es jetzt an der Zeit, es zu verraten. Nach elf Jahren ist es womöglich genug Geheimniskrämerei. ☺ Jedenfalls, Tatsache ist, dass es eine Person gibt, die mich zu der Figur des Pater Michael inspiriert hat: Ben Barnes. Er ist seines Zeichens Schauspieler. Wer „Die Chroniken von Narnia“ kennt oder zuletzt die Serie „Shadow and Bones“ gesehen hat, der dürfte ihn kennen. Da er die Vorlage für Michael war, würde er natürlich am besten in der Rolle sein. ;-)
MF:
Uuuhh. Ja, der wäre was. Da müssen wir mal anfragen :). Wie entwickelst du deine Figuren? Steckt da von dir was drin? Oder gibt es Inspiration von außen?
Nadja:
Um ehrlich zu sein: Ich bin jemand, der seine Figuren nicht großartig auf dem Reißbrett entwirft und Punkt für Punkt alles vorab erstellt. Ich habe eine ungefähre Idee, notiere mir allenfalls ein paar Eckdaten. Alles andere entwickelt sich während des Schreibprozesses. Das wird auch gern als „entdeckendes Schreiben“ bezeichnet. Damit bin ich bisher gut gefahren, und ich fühle mich wohl damit. Was die Frage angeht, ob etwas von mir in meinen Figuren steckt – ja, durchaus. Nicht in allen, aber ganz sicher bei der einen oder anderen. Allerdings kommt auch Inspiration von außen. Es gibt ja nicht umsonst den Spruch: „Ich bin Autorin. Alles, was sie sagen oder tun, kann in einem meiner Bücher landen.“ Da heißt’s Obacht! Nicht in meiner Gegenwart blinzeln oder auffällig bewegen oder fragwürdige Dinge sagen. ;-)
MF:
Dann verhalten ich mich wohl fortan etwas zurückhaltender ;). Aber so eine Rolle in deinen Büchern wäre schon was.
Vor Kurzem habe ich gelesen, dass der österreichische Schriftsteller Peter Handke mit Bleistiften schreibt. Die Stummel, die übrig blieben, sortiert er zu den jeweiligen Büchern und bewahrt sie auf. Hast du auch eine Marotte?
Nadja:
Das ist eine interessante Marotte. Die merke ich mir. ☺ Aber nein, derlei Spleens habe ich nicht. Oder vielleicht doch? Ich speichere zumindest doppelt und dreifach sämtliche Manuskripte und Ideen für Bücher auf USB-Sticks, weil ich Angst davor habe, dass etwas nicht mehr funktioniert und dann ist alles verloren, was ich geschrieben habe. Vielleicht ist es auch eine Marotte von mir, dass ich denke, ich kann nicht ohne eine Tasse Vanille-Cappuccino schreiben? Ich hab’s versucht. Ehrlich. Kam nur Murks raus. ☺
MF:
Na, das ist doch schon mal was. Jeder sollte einen "Knacks" haben, dann wäre die Welt viel bunter und friedlicher. Apropos friedlich: Wo liest du am liebsten?
Nadja:
Am liebsten auf dem Sofa oder im Frühling/Sommer auf dem Balkon.
Und zum Abschluss noch ein paar „Quickies“. Einfach antworten, ohne groß nachzudenken:
Kurzgeschichte oder Roman? Roman.
Tag- oder Nachtschreiber? Tagschreiber.
Helle oder dunkle Schokolade? Helldunkle. ☺
Kugelschreiber oder Bleistift? Kugelschreiber.
Ruhe oder Bewegung? Beides.
Berg oder Tal? Tal.
Vampir oder Werwolf? Vampir.
Pizza oder Pasta? Pasta, aber glutenfrei, bitte.
Träumer oder Realist? Träumer.
Chaotisch oder ordentlich? Eine Mischung aus beidem.
Duschen oder baden? Baden.
Ketchup oder Mayo? Ketchup.
So, das wars. Ich danke Nadja für die Antworten und einen Einblick in ihr Leben. Und all meinen Lesern kann ich nur raten, zu Nadjas Büchern zu greifen. Sie sind anders, sie sind tiefgründig, sie sind einfach etwas Besonderes. Und schmetterlingsschön.
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