Walter Moers - Der Schrecksenmeister. Ein kulinarisches Märchen aus Zamonien

 

 

Verlag: Penguin (2020)

Format. Hardcover

Seiten: 400

ISBN: 978-3-328-60165-4

Originaltitel: --

 

Teil der Reihe "Zamonien-Romane"

 

Echo ist ein kleines Krätzchen, dessen Besitzerin vor Kurzem verstorben ist. Nun irrt er durch die Straßen Sledwayas und steht kurz vor dem Hungertod. Der Schrecksenmeister Succubius Eißpin findet ihn und macht ihm das Angebot, ihn zu füttern und ihm ein Zuhause zu bieten, wenn sich Echo im Gegenzug bereit erklärt, sich beim nächsten Vollmond auskochen zu lassen, damit der Schrecksenmeister an das begehrte Kratzenfett kommt. Echo ist so verzweifelt - und vor allem hungrig -, dass er sich auf den Vertrag mit dem Alchimisten einlässt. Doch je kräftiger er wird, umso mehr hängt Echo an seinem Leben.

 

Bei Walter Moers Zamonien-Romanen ist jeder ein Abenteuer für sich. Die Welt, die der Autor geschaffen hat, birgt unzählige Möglichkeiten und so begeben wir uns diesmal in die krankeste Stadt Zamoniens, nach Sledwaya. Hier gibt es alle möglichen Krankheiten und fast die ganzen Bewohner der Stadt kämpfen dagegen an mit unzähligen Ärzten, Apotheken und Quacksalbern.

 

Für die Krankheiten verantwortlich gemacht wird der Schrecksenmeister Eißpin. Er lebt hoch über der Stadt in einem heruntergekommenen Schloss und versetzt die Einwohner von Sledwaya in Angst und Schrecken.

 

Als dieser auf den ausgehungerten Echo trifft, sieht er seine Chance gekommen, einen perfiden Plan in die Tat umzusetzen. Er füttert Echo einen Monat mit allen möglichen Geschmackserlebnissen und darf ihn dann im Gegenzug danach auskochen und ihn ausstopfen.

Echo ist so verzweifelt, dass er mit Eißpin diesen Vertrag eingeht und ab da nimmt alles seinen Lauf zugunsten Eißpins.

 

Der fließende Schreibstil des Autors macht es leicht, sofort in die Geschichte gezogen zu werden. Für mich sowieso, da ich die Zamonien-Romane des Autors einfach nur liebe. Mir gefällt der Ideenreichtum, da mit wenigen Veränderungen eines Wortes etwas völlig neues geschaffen wird. So werden aus Fledermäusen Ledermäuse und diese nehmen auch die Zähigkeit besagten Elements an. 

 

Oder eben aus der Katze eine Kratze und schwups kann dieses katzenähnliche Wesen alle Tier- und Menschensprachen verstehen und auch sprechen. Womit sich wieder neue Möglichkeiten ergeben.

 

Mit seinen modernen Foltermethoden (er macht sich Echo zugehörig durch das Kochen erlesener Speisen) und seinem Drang zum Forschertum (Speisen neu entwerfen, in seinem Labor Tränke herstellen), wirkt der Schrecksenmeister wie eine Mischung aus Inquisitor und Alchimist aus dem Mittelalter. Nicht umsonst heißt er Schrecksenmeister, da seine Haupttätigkeit ja eigentlich darin besteht, die in Sledwaya ansässigen Schrecksen zu überwachen.

 

Es macht einfach Spaß, sich in der Geschichte zu bewegen und den Weg Echos mitzuverfolgen. Alle an der Story beteiligten Charaktere passen einfach wunderbar hinein und ergeben somit ein harmonisches Bild, obwohl die Geschichte ganz und gar nicht harmonisch ist.

Es tauchen spannende Kreaturen auf, sei es eine verliebte Schreckse, ein fremdworteverdrehener Schuhu, eine schneeweiße Witwe oder besagte fliegende Ledermäuse. Alle sind faszinierend und interessant Und ist ihre Rolle noch so klein, tragen sie doch eine Menge zur Geschichte bei.

 

Das Verhalten von Echo ist nachvollziehbar, da er an der Schwelle des Todes steht und für sich keinen Ausweg sieht. Sich deshalb auf Eißpin einzulassen und den Vertrag abzuschließen, scheint seine letzte Chance zu sein, noch ein paar Tage länger zu leben. Denn so würde er auf der Straße den Hungertod sterben.

Bis, ja bis zu dem Zeitpunkt, da er merkt, dass er doch an seinem Leben hängt und dann natürlich mit allen Mitteln versucht, sich aus dem Vertrag zu lösen. Gar nicht so einfach, denn wer Verträge mit Succubius Eißpin schließt, sollte besser das Kleingedruckte gelesen haben.

 

Diese Ideen, die der Autor an den Tag legt, ziehen sich durch das ganze Buch. Und teilweise auch durch die anderen Bücher, denn es gibt immer wieder Anspielungen auf die anderen Zamonien-Romane, die bisher erschienen sind. Alle hängen irgendwie zusammen und doch ist (fast) jeder in sich selbst abgeschlossen.

Und nicht nur die Geschichte ist faszinierend, sondern auch das wunderschöne Buch an sich. Allein der Einband ist ein echter Hingucker und innen finden sich unzählige Illustrationen, die vom Autor selbst gemacht sind.

 

Auch das Hörbuch wurde wunderbar eingelesen von Andreas Fröhlich. Zur Rezension geht es HIER ENTLANG.

  

Ich freue mich jetzt schon sehr auf ein Wiederlesen mit der zamonischen Welt und bin mir sehr sicher, dass mich auch dann ein spannender, witziger und vor allem zamonischer Roman erwartet.

 

Meggies Fussnote:

Echo und Eißpin - ein ungleiches Paar mit vielen Gemeinsamkeiten.

 

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Ich hatte auch die Chance, das Theaterstück - vorgetragen vom Figurentheater Kronos - zu sehen. Hier geht es zu dem Bericht

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