In Schongau wird aus dem Lech ein toter Junge gezogen. Aufgrund eines Zeichens auf dem Rücken wird gleich die Hebamme Martha Stechlin als Hexe verschrien.. Der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der Medicis Simon glauben jedoch an die Unschuld der Hebamme und versuchen, den wahren Täter zu finden. Kurz darauf gibt es jedoch einen zweiten Toten und die Stimmen werden laut, die Stechlin sofort auf den Scheiterhaufen zu bringen. Der Henker muss mit der Folter anfangen und die Zeit, den wahren Täter zu finden, wird immer kürzer. Doch dann kommt noch der Teufel ins Spiel
Warum habe ich so lange gewartet, diese Buchreihe anzufangen? Wahrscheinlich, damit ich nun in einem Rutsch alle bislang erschienenen lesen darf.
Der Autor hat mich sofort in seinen Bann gezogen, nachdem ich nur das Vorwort gelesen habe. Denn Oliver Pötzsch ist der Nachfahre einer der bekanntesten Henkerdynastien Bayerns, eben den im Roman erwähnten Kuisls. Und so hat meine Fantasie natürlich gleich angefangen, Achterbahn zu fahren. War das Leben wirklich so aufregend, wie es hier im ersten Roman geschildert wird? Gab es Unschuldige zu beschützen und deren Unschuld zu beweisen? Oder war der Henker nur auf das Geld aus und hat sich nicht um die Leben derjenigen geschert, die er gefoltert und hingerichtet hat?
Ich glaube fest daran, dass es so war, wie im Roman geschildert. Denn so skrupellos, wie man als Henker sein muss, kann keiner sein. Deswegen gab es bestimmt immer wieder Versuche und auch Erfolge zu verbuchen.
Durch den fesselnden Schreibstil hat man in dem über 500 Seiten starken Buch gar keine Längen finden können. Der Autor erklärt in spannenden Szenen nicht nur den Beruf des Henkers, sondern auch den des Medicus sowie verschiedener anderer Charaktere, die nach und nach auftauchen. So kann man sich ein sehr gutes Bild von Schongau und dessen Bewohnern machen.
Vor allem die detaillierten Szenen der Folter und der Gewissensbisse des Henkers haben mich fasziniert. Der Beruf des Henkers ist grausam, nicht nur für die Verurteilten, auch für den Henker
selbst. Denn Jakob Kuisl leidet an sehr großen Gewissensbissen ob seines Berufes. Da er jedoch in die Familie eines Henkers hineingeboren wurde, kann er keinen anderen Beruf ergreifen und muss
versuchen, mit seinem Gewissen klar zu kommen. Meist gelingt dies nur durch Alkohol.
Aber nicht nur in seinem Henkerberuf ist er bewandert, auch medizinisch kann er aufwarten. Sogar besser als der Medicus der Stadt und da kommt Simon ins Spiel. Simon schaut zu dem Henker auf, mehr als zu seinem Vater. Er lernt vieles von Jakob Kuisl und darf in dessen beachtlicher, aus medizinischer Fachliteratur bestehender Bibliothek nach Herzenslust stöbern.
Und dann ist da noch Magdalena, die Tochter des Henkers. Eine bildhübsche, kluge, junge Frau, die zwar als unehrenhaft gilt, weil sie eben die Tochter des Henkers ist, aber mit ihren Augen und
ihrem Verstand eben den von Simon total vernebelt. Die beiden sind irgendwie ein "Paar", auch wenn dies von allen nicht gern gesehen wird. Es gibt Tratsch, es gibt Anfeindungen, doch die
beiden stehen darüber. Mehr als ein Kuss haben die beiden bislang nicht ausgetauscht, doch merkt man deutlich, dass Simon und Magdalena sich sehr mögen und füreinander bestimmt sind. Doch
zusammensein geht einfach nicht, wenn man die Etikette wahren will.
Der Autor schont einem nicht. Die Folterszenen werden deutlich beschrieben, aber auch Kriegsbeschreibungen bzw. das Verhalten mancher Soldaten wird ebenfalls genau beschrieben. So musste ich teilweise etwas schlucken, als es besonders grausam wurde, doch so war die damalige Zeit eben - und ich glaube, sie ist es auch heute noch, wenn Ausnahmesituationen herrschen.
Leider hatte ich mir aber unter "Die Henkerstochter" vorgestellt, dass das Buch eben um Magdalena, die Tochter des Henkers geht. Allerdings hat sie keine sehr großen Taten vollbracht, sondern ist eher schmückendes Beiwerk. Die Hauptarbeit liegt beim Henker und bei Simon. Vielleicht ändert sich das ja noch im Laufe der Reihe.
Ich bin dennoch begeistert von Jakob Kuisl, der zwar brummig und furchteinflößend daherkommt, aber sein Herz am rechten Fleck hat. Simon fand ich teilweise noch etwas naiv, zu sehr abhängig von seinem Vater und vom Henker.
Jakob, Simon und Magdalena waren jedoch ein tolles Gespann, gerade am Ende, als der Showdown begann.
Meggies Fussnote:
Der Auftakt zu einer spannenden Reihe.
* * * * *
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