Vor einigen Jahren schenkte mir mein Mann zum Nikolaustag eine DVD-Box namens "Game of Thrones - Season 1". Und legte damit den Grundstein zu einer Sucht, einer Leidenschaft, die ich mir in solche Ausmaße gar nicht vorzustellen wagte.
Nun, ein paar Jahre später, ist "Das Lied von Eis und Feuer" mein ungeschlagener Favorit, ein Dauerbrenner auf meiner persönlichen Bestenliste, auf die es bis jetzt nicht so vieles hat schaffen können.
Für mich begann eine neue Ära, denn es kamen einige Dinge zusammen. Ich wurde zum absoluten Nerd, was die Serie und Bücher anbetrifft. Die Bezeichnung Serienjunkie war nun absolut passend. Ich verschlang alles, was mit "Game of Thrones" zu tun hatte.
Zuallererst haben wir natürlich erst einmal die erste Season auf dem Fernseh gesuchtet. Für mich begann dann der Prozess des Lesens. Denn die Bücher zogen ebenso selbstverständlich bei mir ein, wie Season 2 für den TV.
Bald war ich mit den Büchern weiter, wie mit der Serie. Ich wusste also, was mich erwartet. Gleichzeitig aber auch wieder nicht.
Dann machte mein Mann einen weiteren "Fehler" und schenkte mir zu Geburtstag meinen allerersten Funko Pop (Tyrion Lennister) sowie den Eisernen Thron. Dies wurde zu einer weiteren Leidenschaft. Denn nun wurden nicht nur die Bücher, Begleitbücher und die DVDs angeschafft, sondern auch noch Merchendise, das mit der Serie zu tun hat.
Ob Funko Pops, Bilder, Glasuntersetzer, Schnapsgläser, Holzbrettchen, Taschenuhren, Comics, Musikboxen, Türstopper, ein Drachenei, die Münze von Jaqen H´gar, Notizbücher und vieles mehr - vor nichts machte ich halt. Sogar die englischsprachige Ausgabe der Bücher in Leder gebunden hat es zu mir nach Hause geschafft.
Und es ist noch lange nicht Schluss. Mein Mann als Whisky-Trinker konnte seine Leidenschaft dann mit meiner vereinen und so zogen die Flaschen bei uns ein. Während mein Mann den Inhalt genießt, kann ich das Äußere anschmachten.
Aber was macht die Faszination eigentlich aus? Diese Frage habe ich schon so häufig gehört und mir auch selbst gestellt. Für mich wird es nun Zeit, mich dieser Frage zu stellen und herauszufinden, warum ich eigentlich so verrückt bin.
WORUM GEHT ES EIGENTLICH?
Wir befinden uns auf dem fiktiven Kontinent Westeros. Während im Süden in der Hauptstadt Königsmund (Kings Landing) Robert, aus dem Hause Baratheon als König regiert, scharen sich um ihn die sieben Königslande. Er ist verheiratet mit Cersei Lennister, einer wunderschönen, anmutigen Frau, die jedoch nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Ihre drei Kinder liegen ihr mehr als alles andere am Herzen und sie würde für sie töten. Am liebsten sähe sie ihren ältesten Sohn Joffrey auf dem Thron.
Im Norden gib es eine kleine Burg namens Winterfell. Dort herrscht das Haus Stark. Ein altes, vertrauenswürdiges Geschlecht, dass als Wächter des Nordens under anderem dafür zuständig ist, für Frieden und Vertrauen zu sorgen.
Eddard Stark ist das Oberhaupt von Winterfell und sehr gut mit Robert Baratheon befreundet, waren sie als Jugendliche und junge Ritter of zusammen in mancher Schlacht. So auch, als Robert Baratheon den verrückten König Aerys Targaryen ermorden ließ, um selbst den Thron besteigen zu können.
Ned Stark ist loyal und gerecht, eine Tatsache, die seine Untertanen, Freunde und Familie sehr schätzen.
News Familie besteht aus seiner Frau Catelyn, seinen Söhnen Robb, Bran und Rickon sowie den Töchter Sansa und Arya. Außerdem hat einen Bastard namens Jon Snow.
Alle leben auf Winterfell und sind mehr oder weniger glücklich bis zu dem verheißungsvollen Tag, als sich Robert Baratheon samt seiner Familie und Gefolge zu Besuch ankündigt.
Als Robert eintrifft, hat er nicht nur seine Frau dabei, sondern auch deren Zwillingsbruder Jamie Lennister sowie einen weiteren jüngeren Bruder der Königin, Tyrion Lennister.
Hier beginnt die Geschichte. Denn der Besuch des Königs ist der Auftakt zu vielen Entscheidungen. Es folgen Tragödien, Trauer und Trennungen. Diese ziehen sich natürlich bis zum Ende der Serie.
Da kurz vor dem Besuch des Königs die Nachricht eintrifft, dass die Hand des Königs (sein engster Berater) verstorben ist, weiß Ned genau, was Robert von ihm will. Er soll die Nachfolge als Hand antreten. Dies hätte jedoch zur Folge, das Ned nach Königsmund mitkommen müsste. Nach langer Überlegung folgt er der Bitte des Königs und nimmt seine Töchter Sansa und Arya mit.
Kurz vor der Abreise kommt es jedoch zur einer Tragödie. Bran, der zweitjüngste Sohn Neds, stürzt bei einer seiner Kletterpartien ab und fällt ins Koma. Da Bran eigentlich ein sehr sicherer Kletterer ist, kann sich keiner vorstellen, dass es sich um einen Unfall handelt, schon gar nicht Catelyn, die vermutet, das Bran gestoßen wurde.
Gleichzeitig plant Viserys Targaryen auf dem kleineren Kontinent Essos die Hochzeit seiner Schwester Daenerys mit dem Anführer der Dothraki, Khal Drogo. Dies soll ihm eine Armee sichern, damit er in Königsmund einfallen kann und sich den ihm rechtmäßig zustehenden Thron zurückholen kann. Der Hass auf das Hause Baratheon zerfrisst ihn innerlich und er lässt seine Wut auch an seinen Mitmenschen und vor allem an seiner Schwester aus. Sein Plan, wieder König der Sieben Königslande zu werden, scheint für ihn ausgereift. Doch hat er nicht mit dem Willen seiner Schwester gerechnet, die irgendwann weiß, dass Viserys nicht als König geeignet ist. Und so plant sie ihre Herrschaft über Westeros und zusammen mit Khal Drogo versucht sie, eine Armee aufzubauen.
Dies sind die groben Züge der Serie, welche sich natürlich immer weiter steigert.
Denn eine weitere Bedrohung kommt langsam auf die Menschen der Königslande zu. Die weißen Wanderer, die hinter der Mauer leben, schließen sich zusammen und wollen nur eins: alle Menschen vernichten. So muss ein Zusammenschluss her, denn es steht diesmal nicht der Thron im Mittelpunkt, sondern das Leben sämtlicher in den Königslanden.
Es gibt natürlich ganz viele Seiten-Storys. Im Mittelpunkt stehen Daynerys Targaryen, die Familie Stark, hier insbesondere Sansa und Arya und der Bastard Jon Snow, Tyrion Lennister, der missratene Bruder der Königin, Cersei und Jamie Lennister sowie die Bedrohung der weißen Wanderer.
Die Faszination der Serie in TV- sowie Buchform ist für mich einfach das große Ganze. Gerade in den Büchern - die natürlich viel detaillierter sind, als die TV-Serie - wird auch durch den packenden Schreibstil des Autors George R. R. Martin ein Bann gewirkt, dem ich mich sehr schwer entziehen kann. Alles ist perfekt abgestimmt, die Intrigen sind grandios, die Verbindungen zwischen den einzelnen Personen gewieft und die Geschichte perfekt durchgeplant. Immer wieder gibt es Überraschungen, mit denen man nicht rechnet. Es gibt Wendungen, bei denen man seine Loyalität gegenüber den Charakteren vergisst und plötzlich ist der, der Böse war, gut und andersherum.
Natürlich gibt es Charaktere, denen ich total verfallen bin. Zu Anfangs natürlich Tyrion Lennister. Schon ab dem ersten Satz, den ich über ihn gelesen habe, war ich total begeistert von der Person. Tyrion Lennister ist ein Zwerg, missgestaltet und unbeliebt, so lange man ihn nicht näher kennt. Durch sein loses Mundwerk und seine große Intelligenz ist er vielen unheimlich. Aber wenn man hinter die Fassade schaut, merkt man, dass dieser kleiner Mann alles im Überblick hat, der einzige ist, der merkt, was falsch läuft und letztendlich versucht, das Gute zu tun, auch wenn er mit so manchen falschen Mitteln an die Dinge herangeht. Im Laufe der Geschichte merkt man ihm deutlich an, dass er eigentlich nur eins will - die Anerkennung seiner Familie, die ihn jedoch immer wieder zurückstößt. Sei es von seinem Vater, der ihn für den Tod der Mutter (die bei seiner Geburt starb) verantwortlich macht, ebenso Cersei Lennister, die ihn dies auch deutlich spüren lässt. Nur sein Bruder Jamie gibt ihm Halt und zeigt ihm, dass er zur Familie gehört. Doch Jamie ist wiederum abhängig von seiner Schwester Cersei und macht letztendlich das, was sie sagt.
Tyrion weiß sich jedoch zu helfen und schlägt sich eigentlich recht gut durch sein Leben und durch die Geschichte. Und so ist er es, der mir immer im Gedächtnis bleiben wird, weil er - gerade durch seine Bürde - immer derjenige ist, der mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt.
Als zweiter Lieblingscharakter hat es Jon Snow in mein Herz geschafft. Er - der eigentlich als Bastard auf Winterfell lebt - hat es auch nicht leicht. Von seiner Stiefmutter ungeliebt, hat er
ebenfalls seine Bürde zu tragen und beschließt, nicht länger auf Winterfell zu bleiben, weil - nach Weggang seines Vaters - für ihn wahrscheinlich schwere Zeiten anbrechen würden.
Er geht nun mit seinem Onkel Benjen auf die Mauer zur Nachtwache, um Westeros vor dem zu schützen, was hinter der Mauer liegt. Was dort jedoch auf ihn wartet, hätte er nicht mal in seinen
kühnsten Träumen erwartet und so beginnt für ihn ein Kampf um Leben und Tod, um Freundschaft und Liebe, um Vergangenheit und Zukunft.
Doch Jon - wenn auch kein richtiger Stark - hat viel von seinem Vater gelehrt bekommen. Und dies wendet er auch an und entwickelt sich zu einem tapferen und loyalen Mann.
Mein dritter Lieblingscharakter ist Eddard Stark, was sich aber erst in der Serie so entwickelt hat. Im Buch war er für mich nicht so greifbar, obwohl er eine große Rolle hatte. Doch in der Serie konnte ich mich mehr mit ihm anfreunden, was aber bestimmt auch an dem Schauspieler Sean Bean lag, den ich sehr gerne sehe und der mir eigentlich immer leid tut, weil er nie lange in Serien und Filmen mitspielt, sondern immer sterben "muss".
In "Game of Thrones" spielt er die erste Staffel mit und macht einen großartigen Job. Er verkörpert Ned Stark so intensiv und realistisch, das ich mir wirklich keinen anderen für diese Rolle vorstellen könnte.
Ned Stark ist sehr loyal, und versucht es eigentlich jedem Recht zu machen. Doch im Laufe der Zeit merkt er, dass er dies nicht kann und dabei findet er auch einiges heraus, was für die Zukunft der Königslande kritisch sein könnte. Sein Versuch, die Wahrheit publik zu machen, kostet ihn jedoch einiges. Nicht zuletzt sein Leben, das er opfert, um andere zu retten.
Ich könnte jetzt stundenlang über jeden Charakter der Reihe philosophieren und herausarbeiten, was genau jeden einzelnen so unwiderstehlich macht.
Mit Tyrion, Jon und Ned habe ich meine drei liebsten angesprochen. Dicht gefolgt von Arya, Daenerys und Khal Drogo sowie Jamie Lennister, Ramsey Bolton und Lady Brienne von Tarth.
Für mich ist es jedoch auch interessant, wie der Autor George R. R. Martin uns im Glauben lässt, eine reine "Mittelalter-Story" abzuliefern, um dann am Ende der ersten zwei Bücher mit einem Showdown aufzuwarten, der uns mitteilt, dass natürlich auch Fantasie mit im Spiel ist.
Jedoch geht der Autor damit sehr sparsam um, was ich persönlich sehr gut finde. So driftet die Geschichte nichts ins lächerliche ab bzw. konkurriert mit "Der Herr der Ringe" oder "Harry Potter". Nein, es bleibt eigenständig. Auch wenn im Laufe der Reihe immer mehr Fantasy-Elemente einfließen, bleiben so Dinge wie Trolle oder Orks außen vor. Die klassischen Märchen-Bösewichte wie Drachen oder Riesen kommen ins Spiel. Wobei wir hier aber wieder nicht von den klassischen Dingen ausgehen dürfen, da der Autor natürlich immer wieder überrascht.
Meine Faszination für diese Reihe wird immer bleiben, auch wenn mir das Ende der TV-Serie nicht so gut gefallen hat. Ich habe meinen Frieden damit gemacht und es akzeptiert, hoffe jedoch, dass die abschließenden zwei Bände der Bücher-Reihe die leider noch nicht erschienen sind, vielleicht etwas anderes bringen. Meine Hoffnung setzt hier voll und ganz darauf. Und ich warte mit Spannung auf den Abschluss der Reihe ebenso auf das angekündigte Spin-off der TV-Serie.
Meine Reise nach Westeros ist noch lange nicht abgeschlossen und ich werde immer wieder gerne dahin zurückkehren, auch um einfach der realen Welt entfliehen zu können und einmal auf dem Rücken eines Drachen zu reiten.
Kommentar schreiben