31. Mail 2021
2 mp3 CDs
815 Minuten
ungekürzt
978-3-95713-229-1
1. Teil der Reihe "Ein Fall für Leopold von Herzfeldt"
Eine brutale Mordserie hält die Wiener Polizei in Atem. Mehrere Mädchen werden ermordet aufgefunden - den Hals durchschnitten und auf grausame Weise gepfählt. Inspektor Leopold von Herzfeldt, frisch aus Graz nach Wien gekommen, geht mit Feuereifer an die Aufklärung der Fälle. Kurz darauf wird er jedoch an einen anderen Fall gesetzt, der sich um den Selbstmord von Bernhard Strauß, einem Halbbruder der berühmten Komponisten Johann Strauß, dreht.
Es scheint ein Zusammenhang zu bestehen und so ermittelt Leo weiter an den Pfahl-Morden. Mit unerwarteter Hilfe des kauzigen Augustin Rothmeyer, Totengräber von Beruf sowie der Telefonistin Julia Wolf kommt Leo einem grausigen Ereignis auf die Spur, doch die Beweise fehlen. Und so muss Leo mit den Wiener Abgründen in Berührung kommen und merkt bald, dass hinter all den Morden vielleicht doch ein uralter Glaube an das Abergläubische steckt.
Wir befinden uns im Jahre 1893 inmitten von Wien und bekommen auch gleich diesen wunderbaren Wiener Charme zu spüren. Der Sprecher Hans Jürgen Stockerl schafft es nämlich ausgezeichnet, genau diesen Charme zu versprühen. Während er Leo mit seinem Hochdeutsch schon fast aus der Geschichte ausgrenzt, lässt er alle anderen Figuren mit dem Wienerischen spielen. Sei es mit leichtem Akzent wie bei Julia, mit dem Ur-Dialekt wie bei Augustin Rothmeyer bis hin zur „Gossensprache“ im Bereich der Prostituierten, Mörder und Diebe. Ich habe mich hier sehr gut unterhalten gefühlt und hätte dem Sprecher auch noch stundenlang zuhören können. Ich denke nicht, dass dies im Buch so richtig rübergekommen wäre und bin deshalb das erste Mal froh, dass ich das Buch vorher gehört und nicht gelesen habe. Hier bin ich sogar am Überlegen, ob ich die weiteren Teile als Hörbuch hören werde, da mir gerade dieses Detail so sehr gefallen hat. Vorausgesetzt, der Sprecher bleibt der Gleiche.
Zu Anfang lernen wir gleich Leopold von Herzfeldt kennen, einen Inspektor, der sich nach Wien hat versetzen lassen, um endlich aus dem Schatten seiner Familie auszubrechen und sich selbst einen Namen als guter Polizist zu machen. Dabei kommt er mit eher „neumodischen“ Ideen daher und setzt für die Tatortuntersuchung einen Fotoapparat sowie diverse andere Untersuchungs-Methoden ein, die von seinen Wiener Kollegen eher belächelt werden. So kommt es, dass seine Hilfe bei der gerade gefundenen Leiche eines jungen Mädchens eher negativ aufgenommen wird und er sich nicht den Recherchen anschließen darf, sondern mit einem anderen Fall betraut wird, in dem es um Selbstmord geht.
Leo hat eine etwas hochnäsige Art an sich. Er kümmert sich nicht darum, was andere sagen und eckt damit ganz schön an. Auch wenn er seine Sache als Inspektor sehr gut macht, ist er gleich nach seinem ersten Tag Gesprächsthema Nr. 1 und merkt bald, dass er – gerade bei seinem Kollegen Leinfelder – keine großen Chancen hat, sich hier zu beweisen.
Kurz darauf trifft Leo auf den Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs, Augustin Rothmeyer. Ein sehr eigenwilliger und komischer Kauz, der kein Blatt vor den Mund nimmt und durch seine Arbeit mit Leichen schon irgendwie einen an der Waffel hat. Zumindest scheint dies der erste Eindruck zu sein. Denn im Laufe der Geschichte merkt Leo bald, dass sich in Augustin ein weicher Kern versteckt. Die beiden geben ein so gegensätzliches Paar ab und doch passen sie perfekt zusammen.
Die Telefonistin Julia Wolf ist die Dritte im Bunde. Sie arbeitet in der Telefonzentrale der Polizei und gilt eher als unscheinbar. Die beiden kommen sich durch einen Zufall näher, wobei Leo ein paar „Geheimnisse“ von Julia aufdeckt und bald merkt, dass sich hinter dem auf der Arbeit genannten „Lämmchen“ doch eher der Wolf versteckt, der auch ihr Namensgeber ist.
Die drei Protagonisten sind zwar sehr unterschiedlich, ergänzen sich aber perfekt. Ich hoffe sehr, dass diese drei im nächsten Buch auch wieder zusammenarbeiten, denn die Fälle, an denen die drei dann doch ungewollt zusammenarbeiten, schweißt sie zu einem Trio Infernale zusammen. Gerade diese Zusammenarbeit hat mir persönlich sehr gut gefallen, da jeder immer wieder eine Idee hat und diese dann weitergesponnen wurde, bis letztendlich eine Lösung gefunden wird.
Ich bin sehr unbedarft an das Buch herangegangen, vor allem, da der Klappentext ja von einem Mord mit Pfählung spricht. Dies verbinde ich dann natürlich mit einem Pflock durchs Herz und einer durchgeschnittenen Kehle. Wie dann letztendlich gepfählt wurde, hat mich persönlich zwar weniger geschockt, aber so kann man darauf schließen, dass die Morde
ACHTUNG SPOILER UND GLEICHZEITIGE TRIGGERWARNUNG
sexuelle Hintergründe haben. Ebenso geht es auch den sexuellen Missbrauch von Kinder bzw. dass diese für sexuelle Dienste verkauft bzw. „verspielt“ werden. Ein hartes Thema, weshalb ich denke, dass am Anfang des Hörbuches bzw. schon im Klappentext ein solcher Hinweis gegeben sein sollte, damit LeserInnen davor gewarnt sind, die vielleicht selbst sexuelle Gewalt erlebt haben oder sensibel auf dieses Thema reagieren. Leider kann ich nicht sagen, ob im Buch vorne ein solcher Hinweis vorhanden ist. Im Hörbuch wird alledings nicht davor „gewarnt“.
Ansonsten bin ich richtig begeistert vom ersten Teil der neuen Reihe. Bislang habe ich vom Autor nur „Die Ludwig-Verschwörung“ gelesen, welche mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Die Reihe um die Henkerstocher ist jedoch nun auf meiner Wunschliste sehr hoch gewandert. Denn der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Ebenso die packende und spannende Geschichte und eben gerade dieser Wiener Dialekt, der allem noch mal eine Krone aufgesetzt hat.
Ebenso werden vom Autor auch noch berühmte Persönlichkeiten miteinbezogen. Wir lernen den berühmtem Komponisten Johann Strauß kennen und einen Teil seiner Familie, wobei der Autor ihm einem Halbbruder namens Bernhard angedichtet hat.
Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder kurze Auszüge aus dem Almanach des Totengräbers Augustin Rothmeyer. Hier wird über die verschiedenen Stadien der Verwesung erzählt, über Bräuche und Sitten, über Aberglaube und über die Arbeit eines Totengräbers. Sehr interessant und detailreich.
Wir schreiben das Ende des 19. Jahrhunderts. Vieles befindet sich im Umbruch. Die „neumodischen“ Sitten, die von Herzfeldt mit nach Wien bringt (Fotografie, Spurensicherung, usw.) erinnern an CSI, die Erfindungen der damaligen Zeit (Automobil, Telefon usw.) spiegeln eine gewisse Moderne wider. Die Charaktere sind unterschiedlich, haben schon eine Vergangenheit und verbergen Dinge voreinander. Dies alles ist ein sehr gutes Zusammenspiel und so hat mich der Auftakt der neuen Reihe des Autors wirklich überzeugen können. Wenn „Das Buch des Totengräbers“ schon so gut war, bin ich wirklich gespannt auf die Henkerstochter-Reihe, die ja hoch gelobt ist.
Meggies Fussnote:
Der unverwechselbare Wiener Charme, die gut geschriebene Geschichte und sympathische Protagonisten bilden den Auftakt zu spannenden Fällen.
* * * * *
Kommentar schreiben