Elias Bach zieht nach fünfeinhalb Jahren Wohnheim in seine erste eigene Wohnung. Natürlich hat er Sorge, ob er es schafft, alleine zu leben und alles im Griff zu behalten. Schon am Tag seines Einzuges trifft er auf verschiedene Bewohner des Mietshauses und merkt, dass er es mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun hat. Sei es die kleine Mara, die gerne zeichnet, Willi, der gerne seine Meinung kundtut, Joe, der gerne trainiert, Herr Ingelheim, der wohl gerne brummig ist oder Frau Kinateder, die gerne Ratschläge verteilt.
Elias lässt sich darauf ein, seinen streng ausgearbeiteten Tagesplan auch mal links liegen zu lassen und freundet sich mit jedem auf seine Art und Weise an. Denn Elias ist kein gewöhnlicher junger Mann. Sein Asperger-Syndrom macht ihm nämlich gerne mal einen Strich durch die Rechnung. Doch mit der Zeit merkt Elias, dass er auch anders kann.
Vor allem wenn die hübsche Sandrine aus dem Café Auberge ihm in die Augen schaut...
In meinem Bekanntenkreis habe ich einen Jungen mit dem Asperger-Syndrom, der zugleich auch ein guter Freund von meinem Sohn ist. So kam ich das erste Mal mit der Diagnose Asperger in Berührung. Deswegen war es interessant, mal eine Geschichte eines von Asperger betroffenen Autoren über einen mit Asperger lebenden jungen Mann zu lesen. Im Laufe der Geschichte habe ich sehr viele Parallele zu dem Jungen aus dem Bekanntenkreis ziehen können, was mich die Geschichte auch mit anderen Augen lesen ließ.
Aber der Reihe nach. Zu Anfang hatte ich noch gedacht, dass ich das Buch wahrscheinlich abbrechen müsste, da mir der Schreibstil überhaupt nicht zugesagt hat. Doch hat mich irgendwas an der Geschichte gehalten, was mir auch erst gegen Ende richtig klar wurde.
Wir begegnen Elias, einem 26 Jahre jungen Mann, der gerade aus seinem Wohnheim in die erste eigene Dachgeschosswohnung zieht. Seine Interessen: Death Metal. Puh. Für mich eine sehr harte Nuss, da ich dieser Musikrichtung mal so gar nichts abgewinnen kann. Aber ich musste es ja nicht hören, nur darüber lesen.
Elias ist begeisterter E-Gitarren-Spieler, am liebsten natürlich spielt er Death Metal und hat sich in jahrelanger Übung (6 Stunden am Tag) alles selbst beigebracht. Respekt, sage ich da nur.
Doch als Elias in seine Wohnung zieht, muss er bald von seinen üblichen Gewohnheiten ablassen. Denn er beginnt eine neue Gewohnheit zu entwickeln: das Schließen von Freundschaften. Schnell baut er eben diese zu Willi auf, der - alleine lebend - Elias mit etlichen Ratschlägen zur Seite steht. Nach und nach kommen die anderen Bewohner des Hauses dazu und schon bald merkt Elias, dass es wichtigeres gibt, als stur seinen Tagesplan durchzuziehen.
Willi ist es auch, der Elias mit ins Café Auberge nimmt. Dort trifft Elias auf Sandrine. Und bald merkt er, dass er diese näher kennenlernen möchte. Aber in seinem Tempo. Denn er muss sich erst einmal mit dem Gedanken anfreunden, Sandrine überhaupt anzusprechen. Schwer für ihn, da ihm das Asperger-Syndrom ja doch im Weg steht.
Die Geschichte ist ein Finden zu sich selbst. Am Anfang merkt man deutlich, wie sehr Elias seinen Tagesplan beibehalten möchte, erst im Laufe der Geschichte fühlt er, dass es auch anders geht, dass man Spontanität zulassen kann und nicht stur an dem Gewohnten festhält. Auch wenn Elias sich oft selbst im Weg steht, auch nicht weiß, wie er bestimmte Gefühle oder Gesagtes von Freunden deuten soll, macht er sich viele Gedanken darüber, kommt dann zum gleichen Schluss wie seine Freunde und weiß, dass er - wenn er nicht selbst das Zepter übernimmt - nicht weiterkommen kann.
Aus einem eher introvertierten jungen Mann wird innerhalb von ein paar Wochen ein mutiger, selbstbewusster Kerl, der sein Leben in die Hand nimmt und trotz - oder gerade wegen - der Diagnose Asperger gerade dagegen ankämpft, um ein normales Leben führen zu können.
Der Autor, der selbst Asperger hat, schreibt hier aus eigener Erfahrung und lässt bestimmt auch biografische Elemente miteinfließen. Dies merkt man auch am Schreibstil. Für mich zu Anfang ungewohnt und mühsam, konnte ich mich aber dann doch darauf einlassen.
Sehr oft werden Uhrzeiten erwähnt oder die Kleidung der anderen. Auch geht es um die vielen Gewohnheiten wie rauchen, Gitarre spielen, essen und Filme schauen. Dinge, die mir zwar etwas zu viel waren, aber am Ende dann doch ein Stilmittel, dass einfach zur Geschichte gepasst hat.
Ich habe insbesondere mit der kleinen Mara sehr mitgelitten und fand es am Ende sehr gut gelöst, wie es nun mit ihr wohl weitergeht. Auch Elias hat einen großen Sprung gemacht und sein Leben in die Hand genommen.
Meggies Fussnote:
Ungewöhnlich, aber informativ.
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