Carl Kollhoff ist der Buchspazierer, er bringt ausgewählten Kunden ihre bestellen Bücher nach Hause. Jeden Tag packt er liebevoll die Bücher ein und macht sich auf den Weg. Dabei trifft er die unterschiedlichsten Personen, die ihre Bücher gerne entgegennehmen.
Eines Abends begleitet ihn das junge Mädchen Schascha auf seiner Tour und nervt ihn mit den unterschiedlichsten Fragen. Carl merkt jedoch bald, dass Schascha ihm gut tut. Ihr jugendlicher Optimismus bringt Carl dazu, über sein eigenes Leben und das der Menschen nachzudenken, denen er die Bücher bringt. Dabei merkt er bald, dass alle ihr Päckchen zu tragen haben und dass man allen helfen kann, in dem man ihnen nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung bringt. Und ganz nebenbei ist es auch Carls Leben, dass eine mächtige Wendung zu nehmen scheint.
Es gibt Bücher, die einem wohl immer im Gedächtnis bleiben werden. So auch das vorliegende, denn es scheint mir einer Leichtigkeit geschrieben, die ihres gleichen sucht. Man fliegt durch die Zeilen, verfolgt das einsame Leben von Carl Kollhoff und lernt dann auch noch die junge Schascha kennen, die sich mit einer ebensolcher Leichtigkeit in das Herz des alten Mannes schleicht.
Carl hat einen festen Tagesablauf. Sobald er die bestellten Bücher an seine Kunden ausgeliefert hat, begibt er sich nach Hause, isst etwas und fängt an zu lesen. Jeden Tag, immer alleine. Bis er auf Schascha trifft, denn die bringt diesen Ablauf mal so gehörig durcheinander. Durch sie braucht er länger für seine Tour, macht sich Gedanken über Dinge, die ihm vorher egal waren und entwickelt dabei eine Zuneigung wie ein Opa zu seinem Enkelkind.
Aber auch die Kunden, die immer auf Carls warten und dabei mit ihm einige Worte wechseln, sind sympathisch und liebenswert. Carl hat sich für jeden Kunden einen Namen ausgedacht. So treffen wir auf Herkules, Mister Darcy, Frau Langstrumpf und viele mehr. Carl vergleicht die Leute gerne mit den Figuren aus Büchern.
Die Schicksale der verschiedenen Figuren sind miteinander verknüpft. Am Anfang weit, am Ende eng. Und so bekommt man eine Geschichte geliefert, die immer weiter in die Psyche dringt und die Geheimnisse der einzelnen offenbart.
Es geht um Bücher, um Freundschaft, um das Finden von sich selbst, um die Liebe zum Wort und um die Einzigartigkeit des Seins.
Von mir aus hätte das Buch noch 100 Seiten länger sein können, denn der Abschied von den Figuren hat mir sehr weh getan. Vor allem Carl, der mir mit seiner Lebensweise imponiert, gleichzeitig aber auch leid getan hat.
Der Schreibstil des Autors war so packend, das ich wirklich Mühe hatte, das Buch zur Seite zu legen. Die richtigen Worte waren immer parat und ergaben so eine rührende Geschichte um einen Mann, der anderen hilft, sich zu finden, selbst aber verloren scheint.
Meggies Fussnote:
Der Buchspazierer spaziert direkt in mein Herz.
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eingetragen in folgenden Challenges:
WeltenbummlerChallenge 2020 (1 Punkte - Deutschland/12. Besuch)
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