Für mich ungewöhnlich, gibt es mal eine Rezension zu einem Heft, genauer gesagt, einem Groschenheft, welches es jedoch verdient hat, mehr Beachtung zu finden. "Die grüne Fee" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten aus der von Judith und Christian Vogt geschaffenen Welt von Eis und Dampf.
Mit den Romanen "Die zerbrochene Puppe" und "Die verlorene Puppe" konnte mich das Autorenduo schon überzeugen, dass Steampunk ein sehr faszinierendes Genre ist.
Die Aufmachung der Zeitschrift ist ein wahrer Hingucker und wunderschön. Auf alt gemacht, meint man wirklich, ein Heft in Händen zu halten, dass aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Im Inneren finden sich Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren, die alle in einer fiktiven Welt spielen.
Dabei erwarten einem so einige Überraschungen.
Den Anfang macht die Geschichte "Lotte" von Mia Steingräber und Tobias Rafael Junge. Diese ist schon in ihrer Aufmachung sehr außergewöhnlich. Bestehend aus verschiedenen Abschnitten wird die Geschichte abwechselnd aus Tagebucheinträgen, Zeitungsausschnitten, Briefen und Notizen erzählt. Ein mysteriöser Mörder treibt in London sein Unwesen. Nach und nach wird erzählt, wie verschiedenen Personen mit der Sache umgehen oder zusammenhängen und so ergibt sich langsam aber sicher ein Bild.
"In 80 Tagen durchs Ewige Eis" erzählen uns Christian und Judith Vogt von der Reporterin Nelli, die aufgrund einer Wette nun 80 Tage Zeit hat, durchs ewige Eis zu reisen. Dabei erlebt sie so einige Abenteuer. Eins wird nun in dieser Kurzgeschichte erzählt.
In "Der Schlüssel" von Judith Vogt und Mia Steingräber lernen wir Konrad kennen, der zusammen mit seiner Mutter und der Haushälterin in einem hübschen Stadthaus wohnt. Er bekommt Besuch von einem unbekannten Jungen, der ihm ein Geheimnis erzählt, welches Konrads komplettes Leben ändert.
"Männerballett" von Christian Vogt ist die kürzeste Geschichte, die gerade mal drei Seiten umfasst - aber es in sich hat und komplett überrascht.
"Vom Waldorf-Astoria zur Quelle des Nils" - Eine Reportage von Claus Timmdorf ist die ungewöhnlichste Geschichte, da sie eigentlich ein Zeitungsartikel ist, aber spannend geschrieben ist und nicht sachlich bleibt.
Mia Steingräber hat mit "Das Mädchen auf dem Eis" die für mich schönste Geschichte geschaffen. Irmchen lebt auf der Straße, kann aber ab und zu dem Totengräber Herrn Schwarzleben behilflich sein. Eines Tages nimmt sich der Totengräber dem Mädchen an und versucht ihr, ein geregeltes Leben zu bieten, doch Irmchen vermasselt es aus Versehen, weil ihre Lust auf Marzipan zu groß ist.
Alle Geschichten sind wunderbar. Teilweise spannend, teilweise lustig, teilweise abenteuerlich. Ich hatte großen Spaß beim Lesen und von dem ein und anderen Charakteren würde ich gerne noch mehr lesen. Gerade von dem kleinen Irmchen oder von Konrad, dem ein großes Abenteuer bevorsteht.
Von dem Groschenheft gibt es schon einen zweiten Band und mittlerweile dritten Band mit weiteren Kurzgeschichten.
Das Heft erscheint nicht regelmäßig und ist auf der Homepage "Die grüne Fee" erhältlich.
Was das Heft noch zu etwas Besonderem macht, sind die zahlreichen Illustrationen. Sei es die Werbung oder eben die Zeichnungen zu den Geschichten.
Meggies Fussnote:
Eine tolle Ergänzung zu den Romanen, die in der Welt von Eis und Dampf erschienen sind.
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