Mein erster Roman von Sina Beerwald war Hypnose und da war ich schon „hypnotisiert“. Vor allem der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Und natürlich, dass wir den gleichen schönen Vornamen haben ;-)
Nun habe ich einen weiteren Roman von ihr gelesen, der in eine ganz andere Richtung geht. Mordsmöwen handelt von einer Bande Möwen, die einen Mordfall auf Sylt aufklären.
Sina Beerwald ist auch noch im historischen Bereich unterwegs. Hier schrieb sie unter anderem Die Goldschmiedin und Das Mädchen und der Leibarzt.
Genau diese Vielfältigkeit fasziniert mich und daher habe ich einige Fragen an Sina, die sie mir freundlicherweise beantwortet hat. Hier ist das Interview:
Meggie: Du schreibst in unterschiedlichen Genren. Thriller, Krimi und Historie. Damit sind viele Bereiche abgedeckt. Warum gerade so unterschiedlich?
Sina Beerwald: Dem historischen Genre bin ich vier Romanen lang treu geblieben, fast genau so lange begleitete mich aber auch die Idee zum Thriller „Hypnose“ und die musste ich dann eines Tages umsetzen. Die Idee zu den Mordsmöwen kam mir in einer Nacht und, obwohl ich bereits an meinem zweiten Thriller arbeitete, musste ich dieses Buch schreiben. Meine Mordsmöwen haben mir keine Ruhe mehr gelassen. :-)
Meggie: Die sind aber auch frech, die Möwen. Mit denen hast Du ja auch eine Menge Erfahrung. Du lebst nämlich auf Sylt, eine Insel, die ich auch schon einen Tag lang genießen durfte. Sonne, Strand, Meer und eben auch Möwen vor der Haustür. Wohin verschlägt es Dich denn dann in den Urlaub?
SB: Stimmt, ich arbeite da, wo andere Urlaub machen. Und wenn ich nicht arbeite, dann genieße ich die Insel. Ansonsten bin ich gerne in Paris, London, Berlin, ich mag legendäre Hotels und deren Geschichte(n), ich liebe die Wüste und Vulkane, bin aber grundsätzlich gerne überall dort, wo ein Meer oder ein Fluss in unmittelbarer Nähe sind. Letzteres widerspricht sich. So wie auf den ersten Blick die Arbeit in den Genres Psychothriller und humorvoller Tierkrimi. Und trotzdem fühle ich mich in beidem Zuhause. Jedes zu seiner Zeit.
Meggie: Apropos Zeit. Es wird ja auch mal wieder Zeit für ein neues Buch ;-). Was ist Dein aktuelles Projekt? Kannst Du schon etwas darüber erzählen?
SB: Ich arbeite an meinem zweiten Stuttgart-Thriller nach „Hypnose“. Er wird „Spurlos“ heißen. Und ein bisschen kann ich dazu auch schon verraten: Es ist einer der heißesten Tage des Jahres in Stuttgart, als die Journalistin Inka Mayer auf einem Spaziergang eine Leiche am Ufer des Neckars findet: ein junges Mädchen, nackt in Fötusstellung gefesselt, in ein schlichtes Bettlaken gehüllt. Eine Vierzehnjährige, die bis auf die Knochen abgemagert ist, jedoch ohne Spuren eines sexuellen Missbrauchs. Aber niemand scheint das unbekannte Mädchen zu vermissen. Inka nimmt die Recherche auf. Doch dann gerät sie selbst ins Visier des perfiden Mörders ...
Meggie: Das klingt sehr spannend. Ich freue mich auf ein Wiederlesen mit Inka. Schön, dass Dir die Ideen nicht ausgehen. Wie auch die Idee, aus der Sicht einer Möwe zu schreiben. Was hast du getan, um Dich in eine Möwe hineinzuversetzen?
SB: Ich saß am Strand und habe ihnen zugeschaut. Und keiner hat mir geglaubt, dass ich arbeite. Richtig hart arbeite :-)
Meggie: Dabei kommt mir spontan "Westerland" von Die Ärzte in den Sinn und die Zeile: "...und ich schau den Möwen, äh... Wellen zu...." ;-). Auf Facebook bist Du ziemlich präsent. Wie wichtig ist für Dich das Internet und der Kontakt zu Deinen Fans?
SB: Sehr, sehr wichtig. Ich mache auch gerne Lesungen und freue mich auf ein paar irre Tage auf der Frankfurter Buchmesse mit Bloggern, Kollegen und Lesern, die genau so (buch)-verrückt sind wie ich.
Meggie: Da wir uns ja leider auf Sylt nicht treffen konnten, klappt es vielleicht auf der Frankfurter Buchmesse. Aber zurück zu Deiner Arbeit: Wie lange schreibst Du schon? Was inspiriert Dich zu Deinen Geschichten? Orientierst Du Dich am wahren Leben?
SB: Ich habe mich bereits im reifen Alter von zehn Jahren vor meinen Vater hingestellt und ihm verkündet: „Papa, ich werd’ mal Schriftstellerin.“ Seine Antwort: „Kind, lern du was Ordentliches.“
Das „wahre Leben“ schreibt immer mit. Diese Geschichten würde einem der Lektor nur meistens nicht glauben :-). Meinen historischen Romanen liegen allerdings immer wahre historische Begebenheiten zugrunde und nur dort, wo die Archivquellen schweigen, fülle ich die Lücken mit meiner Phantasie. Auch „Hypnose“ könnte sich so zugetragen haben, wie mir Fachleute bestätigen, doch da bin ich froh, dass es nur Fiktion ist. Und meine Mordsmöwen … nun ja :-). Ich höre von vielen Seiten, dass die Leute, nachdem sie das Buch gelesen haben, die Möwen mit einem Schmunzeln und ganz anderen Augen betrachten.
Meggie: Das stimmt. Als ich dieses Jahr an der Nordsee im Urlaub war, habe ich mir oft bei einer Möwe vorgestellt: Ist das nun Ahoi? Weg von den Büchern, hin zur privaten Sina Beerwald: Du bist 16 Jahre alt und hast sturmfreie Bude? Was tust Du?
SB: Ganz im Ernst? Ich schleiche an das Bücherregal meiner Eltern und greife mir die Psychothriller, die mir damals noch zu lesen verboten waren. Das waren noch Zeiten :-)
Meggie: Na, weg von den Büchern geht wohl doch nicht. Aber das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Sylt ist eine wunderschöne Insel. Von Deinen Tipps konnte ich schon profitieren. Hast Du auch einen Insider-Tipp für Urlauber, die Sylt in Zukunft besuchen möchten?
SB: Frühzeitig, am besten schon vor Urlaubsbeginn, einen Platz für die Führung auf den Hörnumer Leuchtturm sichern, der einzige der Insel, der öffentlich zugänglich ist.
Meggie: Den Tipp werde ich mir auch merken. Es ist Sonntag. Was kommt auf den Frühstückstisch?
SB: Das, worauf ich gerade Lust habe. Mal nur einen Kaffee und ein gutes Buch. Gerne aber auch mal das Vollverwöhnprogramm mit Rührei & Co.
Meggie: Dann werde ich mir für das Verwöhnprogramm schon mal einladen. Zum Abschluss meine Lieblingsfrage: Welches Zitat ist Dein liebstes?
SB:
„Noch sind die Seiten leer, aber da ist dieses wundersame Gefühl, dass Worte da sind, Worte, geschrieben in unsichtbarer Tinte und begierig darauf, sichtbar zu werden.“
Vladimir Nabokov.
Besser kann man nicht ausdrücken, finde ich, was den Zauber des Schreibens ausmacht.
Herzlichen Dank für das tolle Interview, Sina.
Hier noch ein paar Links:
(Dieses Interview erschien auch schon am 20.09.2013 auf meinem alten Blog "Kleeblatts Buecherblog).
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