Durch Zufall bin ich beim Einkaufen über ein Plakat im Globus Markt gestoßen, auf welchem Werbung für die Lesung mit Ivonne Keller und Daniel Holbe am 23.06.2015 im Rahmen des 50. Jubiläums des Marktes gemacht wurde. Sofort habe ich mich dafür angemeldet, da ich von Ivonnes Buch "Hirngespenster" total begeistert war und auch ihr neuer Roman "Lügentanz" sich einfach vielversprechend anhört.
Daniel Holbe war mir erst unbekannt, dies hat sich jedoch im Laufe der Lesung geändert. Dazu aber später mehr.
Pünktlich um 18 Uhr begrüßte uns der Leiter des Marktes und wünschte uns für den weiteren Verlauf des Abends viel Spaß und spannende Unterhaltung. Danach übernahmen Ivonne und Daniel die Führung durch den Abend und teilten uns gleich mit, dass es nicht zu einer üblichen Lesung kommen würde. Zwar würden beide aus ihren Romanen vorlesen, sich jedoch auch gegenseitig interviewen und die am meist gestellten Fragen an Autoren damit beantworten.
Ivonne begann, in dem sie den ersten Abschnitt aus ihrem neuen Buch "Lügentanz" vorlas und mit ihrem bildlichen Schreibstil hatte sie einem gleich in den Bann gezogen. Ich möchte nicht groß auf die Geschichte eingehen, nur soviel, dass die Hauptperson Michaela Geburtstag hat und an diesem Tag ihren Ehemann fragt, ob er sie überhaupt noch liebt. Dieser antwortet mit "Nein", doch kurz darauf bestreitet er, dass er das gesagt hätte. Gleichzeitig fragt er Michaela, mit wem sie denn vorhin telefoniert hätte, doch Michaela erinnert sich nicht, am Telefon gewesen zu sein. Alles fängt verwirrend an, geht verwirrend weiter und letztendlich weiß man nicht, wer lügt oder wer vollkommen irr ist.
Nach drei vorgelesenen Passagen konnte ich nicht anders: Ich muss das Buch unbedingt lesen. Und so war klar, dass es natürlich in meinen Besitz überging.
Zwischen den Passagen wurden anregende Gespräche zwischen Ivonne und Daniel geführt und so erfuhr man natürlich auch private Dinge, Hintergründe zu Recherchearbeiten und noch mehr.
Ivonne hats mit den Psychospielchen, während Daniel Holbe eher die Leichen im Keller hat bzw. in den Büchern. Er schreibt Krimis und hatte die Ehre, die Nachfolge des verstorbenen Andreas Franz zu übernehmen. Dies war jedoch nicht so einfach. Schließlich musste er sich in ein bestehendes Manuskript einfinden. Mit "Die Hyäne" liegt der 15. Band der Krimireihe um Julia Durants vor, der insgesamt Vierte, an dem Daniel Holbe mitgearbeitet hat.
Auch Daniel las aus seinem Buch drei Passagen vor. Gleich der Anfang ist skrupellos und macht letzten Endes Lust auf mehr. Und so war es klar, dass auch dieses Buch bei mir landet, plus die beiden Vorgänger "Todesmelodie" und "Teufelsbande". Ich bin gespannt auf diese Buchreihe.
Die Bücher an sich sind abgeschlossen, Daniel empfahl jedoch, die Reihe von vorne zu lesen, da sich die Akteure privat weiterentwickeln.
Die Recherchearbeit von Daniel verläuft zeitweise etwas ungewöhnlich. Er begibt sich nämlich manchmal in die Situationen seiner Opfer. Dies wurde uns dann auch gleich demonstriert, in dem Ivonne die Ehre zuteil kam, Daniel mit Panzertape den Mund zu verkleben und ihn mit einem Gürtel die Hände zu fesseln. Ich muss zugeben, dass ich kurz an Passagen aus "Shades of Grey" erinnert wurde, dabei fehlten jedoch noch Kabelbinder... was aber kein Problem gewesen wäre, da neben dem Globus Einkaufsmarkt auch gleich der Baumarkt vorhanden ist.
Daniel hatte keine Mühe, sich aus diesen Fesseln wieder zu lösen.
Dies sei für ihn eine Art, sich in die Szene hineinversetzen zu können. Von seinen Nachbarn sei er schon mal schief angesehen worden, als er einen Sack am Baum aufgehängt habe, um zu sehen, wie eine Leiche sich dreht.
Die beiden haben auch ihre "Berater", wenn sie mal Fragen zu verschiedenen Bereichen haben. So bei Ivonne Psychologen oder bei Daniel die Kriminalpolizei. Aber auch Fachliteratur hilft ihnen weiter.
Ivonne meinte, dass sie es sehr interessiere, was Personen machen, kurz bevor sie ausflippen.
Ivonne und Daniel sind sehr sympathische Personen und ich habe mich gleich sehr wohl gefühlt. Sie waren ein eingespieltes Team und haben auch viel Privates von sich erzählt.
Daniel z. B. hat eigentlich eine Ausbildung zum Kälte- und Klimatechniker gemacht. Dies merkt man in seinen Romanen, in denen nämlich immer Kühlanlagen auftauchen, mal in größeren, mal in kleineren Rollen.
Danach war er "Hausmeister" in einem Kinderheim und hat sich später mit Fahrdiensten für die Kinder verdingt. Die Kinder haben ihn sehr faszniert und so machte er schließlich eine Ausbildung zum Erzieher und studierte auch noch Sozialarbeit. Hier konnte er dann mit dem Jugendamt zusammenarbeiten.
Letztendlich ist er jetzt aber bei der Schrifstellerei gelandet und die Passagen, die ich bei der Lesung hören durfte, zeigen, dass er dies perfekt beherrscht.
Ivonne dagegen hat sich eher den Sprachen verschrieben. Sie mag Dialekte und hat auch selbst stark Dialekt gesprochen. Bis sie zur Schule kam und total überrascht war, dass die Kinder dort so "komisch" sprechen (hochdeutsch eben).
Also belegte sie Deutsch Leistung in der Schule. Mit einer Banklehre begang sie auch, merkte aber bald, dass sie es nicht so mit Zahlen hat und machte sich auf ins Ausland nach Spanien.
Zurück in Deutschland arbeitete sie als Personalleiterin in einer Bank. Mit diesem Job harmonierte sie eher.
Als sie einmal im Keller ihres Hauses war, kam sie die Treppe hoch und sagte zu ihrem Mann, sie schreibe jetzt ein Buch... und schwupps, war die Schriftstellerei auch im Hause Keller eingezogen.
Daniel und Ivonne haben beide ein Tagesziel: 5 Seiten schreiben. An diesen Vorsatz gehen sie jedoch unterschiedlich heran. Ivonne setzt sich dafür auch gerne mal in die S-Bahn oder die Bibliothek, damit sie zu Hause die unerledigte To-do-Liste nicht vor Augen hat. Daniel dagegen hat eine Meise.... also vor dem Fenster. Und die lenkt ihn auch mal gerne ab. Genauso aber auch Facebook, Motorradgeräusche etc. Er gibt zu, nicht so diszipliniert zu sein. Aber die fünf Seiten sind am Ende des Tages dann doch geschafft.
Beide haben mir auch schon ein bisschen etwas über ihre nächsten Projekte erzählt. Ivonnes neuer Roman erscheint im September 2016 und wird wieder im Psycho-Bereich angesiedelt sein.
Daniel schreibt am 16. Band der Julia Durants-Reihe und hat auch sein eigenes Eisen im Feuer.
Natürlich durfte dann auch das Signieren der Bücher nicht fehlen und währenddessen wurde auch noch etwas geplaudert und die Häppchen verzehrt, die vom Globus Markt zur Verfügung gestellt wurden.. Es hat sehr viel Spaß gemacht, den beiden zuzuhören und mich einfach "berieseln" zu lassen. Mit insgesamt fünf Büchern und jeder Menge tollen Eindrücken habe ich die Lesung dann verlassen.
Ich danke Ivonne Keller und Daniel Holbe für den tollen Abend und wünsche ihnen viel Erfolg mit ihren Büchern und den zukünftigen Projekten.
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